Speierhaus

Familienhaus – Verfall – Wiederaufbau

Die bewegende Geschichte des SpeierHauses in der Leuseler Straße spiegelt sich für BesucherInnen in seinem Inneren wider. Erbaut wurde der historische Fachwerkbau für die jüdische Familie Speier in den 1840er Jahren. Die Ausstellung informiert unter anderem über die Handelstätigkeiten der Speiers, das Zusammenleben in den Dörfern der Region und die Schwierigkeiten hierbei. Nach einer antisemitischen Welle um 1890 gab es ein gutes Miteinander bis zur Zeit der Nationalsozialisten. 1942 wurden die acht letzten jüdischen AngenröderInnen im Wohnhaus der Familie Speier festgesetzt und von dort aus verschleppt und ermordet. Damit entrissen die Nazis dem Haus die Seele.

Nach 1945 zogen neue BewohnerInnen in das Gebäude, es verblieb dabei aber im Eigentum der Familie Speier. Ab den 1980er Jahren stand das Haus zunehmend leer, wurde dem Verfall preisgegeben und zerfiel zu einer Ruine. Jugendliche sprayten Graffitis an die Wände, das Dach wurde löchrig, Regen ließ die Zwischenböden einbrechen.

2013 bemühte sich der „Förderverein zur Geschichte des Judentums im Vogelsberg“ um eine neue Nutzung. Doch der Landrat des Kreises, die BürgermeisterInnen der umliegenden Kommunen und die Spitze des evangelischen Dekanats lehnten eine Mitträgerschaft ab. Der Ortsbeirat Angenrod war sich einig, dass eine Sanierung sinnlos sei. Im Förderverein wiederum gab es keine Mehrheit für eine Übernahme des Gebäudes in eigener Regie.

2014 gründeten deshalb einzelne Aktive den neuen Verein „Gedenkstätte Speier Angenrod“; mit dabei waren auch der Ortsvorsteher von Angenrod und zwei SPD-Magistratsmitglieder. 2015 konnte der Verein mit der Sanierung des Hauses starten. Dafür gab es einen Zuschuss aus einem Sondervermögen der Stadt Alsfeld, der mit Stimmen von SPD, ALA und einem CDU-Vertreter bewilligt wurde. Die anderen 50 Prozent für die Sofortmaßnahme kamen aus Mitteln des Landesamts für Denkmalpflege Hessen. Damit wurde das Dach erneuert. Damit die Wände des Hauses nicht auseinanderfielen, musste die Zimmerleute die Wände mit Gurten sichern. Sie setzten einen selbsttragenden Dachstuhl auf das Gebäude.

Ein Bauteam von Vereinsaktiven und Geflüchteten mit Ein-Euro-Jobs räumte tonnenweise Schutt aus dem Gebäude und baute auf. In vierjähriger Handarbeit schafften sie es, die Fassade an drei Seiten zu sanieren, Zwischendecken einzuziehen, eine Treppe einzubauen, Balken und Fachungen zu überarbeiten. Über die Denkmalpflege gab es Fenster im alten Stil, die selbst angepasst wurden. Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuwendungen schufen die Basis hierfür. 

2017 erhielt der Verein dafür den Ehrenamtspreis des Landesamts für Denkmalpflege. Doch erst 2018 konnte der Verein das Gebäude offiziell erwerben. Mehrere Angehörige der Familie Isaak und Betty Speier unterstützten den Erwerb des Gebäudes und seine Nutzung als Gedenkstätte, wir danken besonders Herta Arfeld Adler und ihren Cousins.

Ein weiterer Quantensprung war die Förderung der Ausstellung in den Jahren 2019 und 2020 durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Programms Landkultur. Damit konnte ein Fachbüro  beauftragt werden, gemeinsam mit Vereinsaktiven die Ausstellung zu erarbeiten.

SPEIERHAUS

LERNORT | GEDENKSTÄTTE
36304 Alsfeld-Angenrod
Leuseler Straße 3

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ÖFFNUNGSZEITEN

vom 1. März bis zum 31. Oktober jeden 2. und 4. Sonntag
von 14 bis 17 Uhr

Das SpeierHaus wird für Gruppen nach Vereinbarung an allen Wochentagen geöffnet. Anmeldung bitte über:
joachim-legatis@t-online.de

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